Finanzierung von Unternehmenskäufen im Rahmen der Nachfolge: Die wichtigsten Aspekte im Überblick
- Holger Wassermann
- 16. Juni
- 4 Min. Lesezeit

Dieser Artikel ist eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte des Beitrags
Finanzierung von Unternehmenskäufen im Rahmen der Nachfolge: Wie Sie die vielfältigen Möglichkeiten ausschöpfen können
aus meiner Beitragsreihe zur Unternehmensnachfolge in der Zeitschrift Betriebswirtschaftliche Beratung von NWB. Den kompletten Beitrag aus können Sie über https://datenbank.nwb.de/Dokument/1059461/?SprungMarke=yPage_19 direkt beziehen.
Die Unternehmensnachfolge stellt viele mittelständische Unternehmen vor große Herausforderungen – besonders die Finanzierung des Unternehmenskaufs ist oft ein zentrales Thema. Im Folgenden finden Sie einen kompakten Überblick über die wichtigsten Punkte, typische Stolpersteine und sinnvolle Lösungsansätze zur Finanzierung im Rahmen der Unternehmensnachfolge. Die Informationen richten sich an Unternehmer, Nachfolger, Berater und alle, die sich mit der Übergabe oder Übernahme eines Unternehmens beschäftigen.
Finanzierung: Häufig unterschätzt, oft lösbarer als gedacht
Laut Umfragen zählt die Finanzierung regelmäßig zu den drei größten Herausforderungen bei der Nachfolge. Allerdings ist sie meist weniger problematisch als bei Neugründungen: Nachfolgeunternehmen verfügen bereits über ein etabliertes Geschäftsmodell, bestehende Kunden und eine Marktpräsenz. Banken lassen sich von realen Jahresabschlüssen eher überzeugen als von theoretischen Businessplänen. Dennoch scheitern Übernahmen häufig an zu hohen Kaufpreisvorstellungen, meist weil die finanzielle Situation von Käufer und Unternehmen nicht ausreichend berücksichtigt wird.
Die finanzielle Situation der Nachfolger
Existenzgründer müssen in der Regel Eigenkapital einbringen. Ihr finanzieller Spielraum ist oft durch ihre persönliche Lebenssituation begrenzt.
Mitarbeiter, die das Unternehmen übernehmen möchten (Management-Buy-Out), scheitern häufig an fehlenden Eigenmitteln, bedingt durch niedrige Gehälter und selbstfinanzierte Weiterbildungen.
Strategische Käufer und Finanzinvestoren verfügen meist über mehr Eigenkapital, müssen aber ebenfalls hohe Anforderungen an die Finanzierungsstruktur erfüllen.
Die finanzielle Situation des Unternehmens
Viele Unternehmer sehen die Finanzierung ausschließlich als Aufgabe des Nachfolgers – ein Fehler. Die Attraktivität und Finanzierbarkeit des Unternehmens hängen wesentlich von der Vorbereitung auf die Nachfolge ab. Zwei Schlüsselfaktoren sind:
Verschuldungskapazität: Das Unternehmen muss in der Lage sein, aus dem laufenden Cashflow den Schuldendienst für den Kaufpreis zu leisten. Banken berechnen dazu die Verschuldungskapazität meist auf Basis des EBITDA oder des operativen Cashflows. Nach Abzug bestehender Schulden und notwendiger Investitionen ergibt sich die frei verfügbare Verschuldungskapazität – die Obergrenze für den fremdfinanzierten Kaufpreisanteil.
Investitionsstau: Fehlende Ersatzinvestitionen können die Finanzierungsmöglichkeiten und die Attraktivität des Unternehmens für Nachfolger deutlich verringern. Kreditinstitute berücksichtigen anstehende Investitionen bereits bei der Finanzierung.
Das Finanzierungskonzept: Drei Säulen für eine erfolgreiche Nachfolge
Ein solides Finanzierungskonzept umfasst:
Mittelverwendung: Ermittlung des gesamten Kapitalbedarfs (Kaufpreis, Ersatzinvestitionen, Betriebsmittel, Nebenkosten wie Notar oder Beratung).
Mittelherkunft: Aufteilung des Kapitalbedarfs auf verschiedene Finanzierungsbausteine (Eigenmittel, stille Beteiligungen, Förder- und Bankdarlehen, Verkäuferdarlehen, Kontokorrentrahmen, bereits getätigte Ausgaben).
Besicherung: Festlegung der Sicherheitenstruktur. Bürgschaftsbanken können fehlende Sicherheiten bis zu 80 % ersetzen, Förderdarlehen bieten oft Haftungsfreistellungen für Banken.
Finanzierungsbausteine im Detail
Eigenmittel: Je nach Förderprogramm und Bank sind meist 5–10 % Eigenkapital erforderlich. Eigenmittel können auch aus Schenkungen, stillen Beteiligungen oder privaten Darlehen stammen.
Fremdkapital: Der Großteil stammt aus Förderdarlehen (KfW, Landesförderbanken), Bankdarlehen und Verkäuferdarlehen. Im Schnitt liegt der Fremdfinanzierungsanteil bei Nachfolgen bei 83 %.
Weitere Eigenkapitalquellen: Mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBG), strategische Investoren, Finanzinvestoren und Versorgungsleistungen bei vorweggenommener Erbfolge.
Fremdkapital: Förderdarlehen, Bankkredite, Verkäuferdarlehen
Förderdarlehen: Zinsgünstige Kredite mit langen Laufzeiten und tilgungsfreien Anlaufjahren, meist über die Hausbank abgewickelt.
Bankdarlehen: Werden nachrangig eingesetzt, da sie teurer und sicherheitenintensiver sind.
Verkäuferdarlehen: Der Übergeber gewährt ein Darlehen und verzichtet auf einen Teil des Kaufpreises – das signalisiert Vertrauen und hält die Bindung des Übergebers ans Unternehmen.
Earn-Out: Ein Teil des Kaufpreises wird abhängig von der zukünftigen Entwicklung gezahlt – das hilft, unterschiedliche Preisvorstellungen zu überbrücken und Risiken zu verteilen.
Sicherheiten: Der häufigste Engpass
Fehlende Sicherheiten sind oft das größte Hindernis, nicht das Eigenkapital.
Das zu übernehmende Unternehmen wird selten als Sicherheit akzeptiert, anders als Immobilien.
Förderbanken und Bürgschaftsbanken übernehmen einen Großteil des Kreditrisikos bzw. bieten Garantien für fehlende Sicherheiten.
Persönliche Bürgschaften und die Verpfändung von Wohneigentum werden häufig verlangt, sollten aber kritisch geprüft werden, um die Altersvorsorge zu schützen.
Praktische Tipps
Zur Eigenmittelbeschaffung sollten keine Verbraucherkredite, Dispositionskredite oder Kreditkarten genutzt werden, da sie die Schufa belasten und die Verschuldungskapazität verringern.
Förderprogramme für KMU und Selbständige werden regelmäßig aktualisiert und bieten einen guten Einstieg in die Finanzierungsplanung.
Eine geschickte Vertragsgestaltung kann helfen, den Eigenmittelbedarf zu senken und die Finanzierung zu erleichtern.
Unternehmer sollten in den Jahren vor der Übergabe gezielt die Verschuldungskapazität erhöhen, bestehende Schulden abbauen und Investitionsstaus vermeiden, um die Attraktivität für Nachfolger zu steigern.
Fazit
Die Finanzierung der Unternehmensnachfolge ist in der Regel einfacher als bei einer Neugründung, erfordert aber eine sorgfältige Planung und Vorbereitung. Ein durchdachtes Finanzierungskonzept, das Mittelverwendung, Mittelherkunft und Sicherheitenstruktur klar abbildet, ist der Schlüssel zum Erfolg. Die größten Herausforderungen liegen meist in der Bereitstellung von Eigenmitteln und Sicherheiten – hier bieten Förder- und Bürgschaftsbanken wertvolle Unterstützung. Wer frühzeitig plant und gezielt Fördermöglichkeiten nutzt, schafft die Grundlage für eine erfolgreiche und nachhaltige Unternehmensübergabe.
Das war die Zusammenfassung des sechsten Beitrags aus der Beitragsreihe zur Unternehmensnachfolge von Prof. Dr. Holger Wassermann in der Zeitschrift Betriebswirtschaftliche Beratung von NWB. Den kompletten Beitrag können Sie über https://datenbank.nwb.de/Dokument/1059461/?SprungMarke=yPage_19 direkt beziehen. Auf die Quellenangaben wurde in dieser Zusammenfassung zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.
Bei Fragen rund um die Unternehmensnachfolge und die Unternehmensbewertung kommen Sie gerne einfach auf uns zu. Wir unterstützen Steuerberater und Unternehmensberater in diesem Spezialgebiet sehr gerne dabei, ihre Mandanten bestmöglich auf die Übergabe ihres Unternehmens vorzubereiten.
Tragen Sie sich als Berater, Verkäufer oder Käufer auch gerne kostenlos in unsere Liste ein. Wir bringen Sie überregional mit potenziellen Geschäftspartnern zusammen und unterstützen Sie auf Wunsch bei der Vorbereitung und Durchführung Ihres Projekts: https://bit.ly/anmeldung-wn
Mit besten Grüßen
Holger Wassermann
PS
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